Freunde dieses Blog wissen ja mittlerweile über mein Verhältnis mit einem Radon Stage Bescheid. Ich hab das schon letztes Jahr gebeichtet und nicht die Absicht dieses Verhältnis zu beenden. Angespornt durch einen Kollegen habe ich mich gestern voller Tatendrang auf den Weg gemacht, den Innsbrucker Hausberg zu erklimmen. Eigentlich unvorstellbar dass ich das noch nicht früher gemacht habe. Hier ein kleiner Rückblick meines Sporttages.
Ausgangspunkt meiner Tour war die Endhaltestelle der Straßenbahnlinie 3 in Innsbruck auf 576 Höhenmetern. Dort Richtung Schloß Amras, dann durch den Wald nach Lans. In diesem Wald hätte ich beinahe ein Reh überfahren. Besonders schockiert hat es nicht gewirkt, für ein Foto war ich aber zu langsam. Da war bei mir bisher immer totsicher verfahren angesagt – es gibt da einfach massig Wege – und irgendwie führt keiner dorthin wo ich will. Aber jetzt hab ich endlich einen guten Weg gefunden.
In Lans angekommen geht es dann am See vorbei und über eine Bauernwiese auf die Lanser Strasse die einen schnell nach Igls bringt. Hier durch den Ort und weiter nach Patsch, den eigentlichen Ausgangsort für diese Tour. Schon auf dem Weg dorthin fährt man durch eine wunderbar grüne Landschaft und kann das herrliche Bergpanorama genießen.Immer wieder diese idyllischen Bänke und der Weg war sehr gut angelegt. Das ist auch toll für Spaziergänge geeignet. Patsch liegt bereits auf 990 Höhenmeter, aber bis dorthin waren die Akkus noch voll aufgeladen. Ups, das könnte jetzt auch mißverstanden werden: NEIN, ich habe kein E-Bike, ich spreche hier von der guten alten Muskelkraft.
Hier schon mal das Ziel vor Augen, dieser runde Berg im Süden von Innsbruck ist zu bezwingen.
In Patsch bin ich dann auf ein ganz putziges Haus getroffen mit einem sehr hilfreichen Wegweiser. Nur dumm das dieser Weg direkt in eine Kreuzung gemündet hat und dort war kein putziges Haus mit Wegweiser mehr. Natürlich habe ich die falsche Seite genommen 🙂
Ab Patsch geht es dann auf einer Schotterstrasse direkt auf die Mountainbike-Piste. Der Anstieg hier ist aber extrem steil, da helfen auch die ganzen Marterl im Wald nichts (Marterl sind solche Bildstöcke, die aus religiösen Zwecken am Weg verteilt sind). Also wie gesagt, sausteil. Erst war man noch auf der grünen Wiese am rumgondeln und dann diese Umstellung.Der ganze Weg wird aber gerade neu „geplättet“ was extrem angenehm ist. Dieser steile Anstieg geht bis zur Patscher Alm (1694 Höhenmeter) und man findet keine Möglichkeit zum Ausruhen. Da muss man schon stehen bleiben und vom Bike steigen.
Alles ist aber sehr gut beschildert, man kann sich praktisch gar nicht verfahren. Der Weg zum Gipfel läuft unter der Nummer 501 und das ist überall gut sichtbar. Es gibt aber auch nicht allzu viele Möglichkeiten sie zu verfahren. Also einfach immer auf dem Hauptweg bleiben.
Und das wird auch gleich am Beginn klar gemacht. Es ist nicht ratsam den Weg zu verlassen. Kommen wird das vermutlich von der Tatsache, dass dieser Berg gerne und viel von Downhillern verwendet wird und das dem Wald und den Tieren natürlich nicht allzu gut tut. Bei mir besteht da sowieso keine Gefahr, ich bin glücklich wenn ich die vorgegeben Ziele erreiche. Da braucht es auch keinen extra Nervenkitzel.
Immer wieder wird man beim Aufstieg durch herrliches Bergpanorama entschädigt. Hier sieht man über das Inntal auf die Nordkette, eigentlich mein Mountainbike-Revier.
Und wie an jedem gut sortierten Berg dürfen auch Kühe nicht fehlen. Davon gab es reichlich. Und auch wenn das ein Kochblog ist, wird es an dieser Stelle keine Rinderrezepte geben 🙂
Auf diesem Berg findet man noch ganz wenige Flächen die mit Schnee bedeckt sind. Das trifft aber eben nur auf sehr kleine Fläche zu und diese sind in ganz ungünstig besonnten Tälern. Trotzdem waren wir ja dieses Jahr sehr lange und intensiv mit dem weißen Gold gesegnet und dieses Wasser muss auch irgendwann wiedermal runter vom Berg. Das führt wiederum dazu, dass etliche kleine Bäche aus dem Wald kommen wann immer es möglich ist. Ein herrlich beruhigendes Geräusch – und da man ja sowieso schwitzt wie ein §$%§$ verspürt man auch nicht das Gefühl, auf Klo gehen zu müssen. Man kann es einfach nur genießen 🙂
Mittlerweile habe ich auch die Patscher Alm erreicht. Eine sehr nette Alm mit urigem Hüttenwirt der um keinen Spruch verlegen ist. Dort hab ich mir mal ein „isotonisches“ Getränk bestellt und mit meinesgleichen gefachsimpelt. Über das extrem heiße Wetter geplaudert, die beste Route besprochen und Bewunderung über meinen Startpunkt Innsbruck geerntet.
Und an diesem Punkt habe ich auch schon das erste Mal über einen Abbruch meiner Gipfelmission nachgedacht. Die fast 1.000 Höhenmeter in steilstem Gelände haben an meinem Nervenkostüm Spuren hinterlassen. Dort ein Telefonjoker – er hat die gleiche Erfahrung bereits hinter sich – konnte mich doch umstimmen und so habe ich auch meinen Weg fortgesetzt.
Und wirklich, ab der Patscher Alm geht der Weg fast schon flach weiter. Doch parallel dazu stieg in mir die Neugierwie denn so die restlichen 550 Höhenmeter zu schaffen sein sollen. Und ich musste auch nicht lange auf die Antwort warten. Ein letztes Steilstück sollte noch auf mich warten. Und das hatte es in sich. Rückblickend war es gar nicht so lange, aber nach dem ohnehin schon beschwerlichen Aufstieg war es ziemlich unnötig.
Dieses Steilstück könnte dann mit einer weiteren Alm belohnen, der Hochmahdalm. Doch eben nur könnte, denn die Alm hatte geschlossen. So wie alle anderen Almen auf diesem Berg derzeit – ausser der Patscher Alm. Grund dafür ist ein Streit zwischen dem international bekannten ÖSV Präsidenten Schröcksnadel und der Stadt Innsbruck. Hier gibt es unterschiedliche Auffassungen was es heisst Verträge zu erfüllen. Deswegen darf aus Sicherheitsgründen die Patscherkofelbahn derzeit nicht betrieben werden und somit bleiben die Wanderer aus – und somit die Almen zu.
Nachdem man die Hochmahdalm passiert hat, wird der Weg wieder flacher. Nur war ich mittlerweile schon so ausgepowert dass sich dies nicht wirklich bemerkbar gemacht hat. Und dann kommt auch schon wieder das erste Gebäude in Sicht. Es handelt sich um das Klimahaus, es wird vor Forschungszwecke verwendet.
Und nur ein paar hundert Meter weiter ist auch schon das Patscherkofel Schutzhaus (1964 Höhenmeter). Hier würde direkt die Gondel von Igls aus ankommen. Aber wie gesagt, man darf sich offenbar bei Herrn Schröcksnadel bedanken. Hier hat man eine herrliche Aussicht über das Inntal von einer Panoramaterrasse aus. Aber der Gipfel ist ab hier nicht mehr weit und wenn man es schonmal hierhin schafft dann sollte man sich nicht mir der zweitbesten Aussicht begnügen.
Ein letzter Blick zum Maß nehmen und weitertreten. Ab hier gibt es auch gar keinen Baum mehr, der zumindest zeitweise Schatten bieten kann.
Immer wieder diese herrlichen Aussichten, diesesmal nach Westen.
Hier ein Blick in der Wipptal. Alle deutschen Leser werden das gut kennen, ist es doch die direkte Verbindung nach Italien und führt zum Brenner. Man kann die Autobahn hier als hellen Streifen gut erkennen.
Ständige Begleiter waren übrigens massig Junikäfer. Spätestens nach einer Stunde habe ich deren Dasein akzeptiert und die Rolle als Transportmittel für die Viecher übernommen. Glücklicherweise habe ich keine verschluckt – obwohl eine kleine Portion Porteine hätten sicher gut getan. Und vielleicht haben sich die armen Dinger nur versehentlich in meinen Beinhaaren verfangen. Und ich will an dieser Stelle jetzt keine Gemeinheiten lesen müssen 🙂
Die wohl romantischste Bank auf diesem Aufstieg habe ich kurz vor dem Gipfel gefunden. Wenn man hier keinen guten Ausblick auf der Oberinntal hat weiss ich auch nicht mehr. Aber jetzt keine Pause machen, jetzt heisst es durchbeissen.
Und es hat sich gelohnt. Nur ein paar Kehren weiter stand er dann. Der bekannte, markante Sendemasten des österreichischen Rundfunks. Und davor mein Radon. Herrlich. Die Mühen haben sich gelohnt und Stolz kehrt ein bei mir. Wenn auch nur langsam, die Erschöpfung hat noch deutlich die Oberhand. Das ist jetzt mit 2246 Höhenmetern die höchste Stelle dieses Berges. Uffff. Viel mehr wäre auch nicht mehr gegangen.
Doch das ist auch nicht die Aussicht die es zu genießen gilt, dafür muss man noch rund 100 Meter weiter zum Gipfelkreuz. Und da man solche Momente nicht in Bildern festhalten kann, habe ich einfach ein Video gemacht. Und da muss ich mich gleich für einen Kraftausdruck entschuldigen, aber die Erschöpfung sich meiner bemächtigt 🙂
Nach einem kurzen Schokoriegel-Intermezzo und andächtigen Momenten des Schauens habe ich aber schon wieder meine 7 Zwetschgen gepackt und den Heimweg angetreten.
So richtig habe ich mich nicht darauf gefreut, denn dafür war ich schon zu leer. Und downhill ist nicht nur lusitg und fein sondern man muss auch sehr konzentriert sein. Doch alles gut gegangen und die geplättete Straße war wunderbar zu fahren.
Nur noch rechtzeitig beim Pfosten bremsen und ich war wieder in Patsch. Und von dort ist es nur noch ein Katzensprung (zumindest bergab) nach Innsbruck.
Zu Hause angekommen habe ich mal wieder ein nettes Tattoo auf meinen Beinen gehabt. Das habe ich mittlerweile jedes Mal – keine Ahnung wie ich da immer tue. Aber ich bin schon am überlegen ob ich es mir wirklich tätowieren sollte – sieht doch nett aus 🙂
Also zusammengefasst war es ein super Tag, sehr anstrengend aber wirklich toll. Kann ich nur jedem empfehlen, optimalerweise haben die Hütten geöffnet damit man sich noch etwas besser belohnen kann als ich gestern. Und an alle die mit dem Mountainbike nichts am Hut haben, man kann das alles auch ganz toll wandern. Also keine Ausreden hier 🙂
Nochmal zusammengefasst grob bei Google Earth die Strecke.
3 Kommentare
Netter Berg mit tollem Panorama. Wenn ich mal in der Gegend bin werde ich auch mal schauen.
Ja, also ich komm mir jetzt schon vor, als ob ich den Berg erklummen hätte, bin auch total ausser Atem… keuch! Ich such mir lieber was leichteres…
Tolle Leistung! Respekt!
Die Bilder sind traumhaft!
Putzigen Häuschen sollte man nie trauen… lach!
@Sebastian: kann ich wirklich empfehlen – mit der passenden Kondition macht es gelcih noch mehr Spass 🙂
@Pepe: „Hänsel und Gretel …“ 🙂 Aber so schlimm war es nicht …