Das anhaltend schlechte Wetter schlägt schon langsam aufs Gemüt. Da bin ich schon mal schwer motiviert den ganzen Sommer viele Höhenmeter am Bike zu machen und dann kommt mir der Wettergott in die Quere. Da ich aber glücklicherweise nicht der Einzige bin mit den Bikegelüsten, habe ich mich mit meinem Kumpel über die Grenze auf ins sonnige Italien gemacht um die dortigen Reviere unsicher zu machen. Den Tourentipp „MTB-Runde um Welschnofen“ haben wir aus dem Mountainbike-Magazin, mein ständiger Ratgeber in Sachen Radsport.
Abreise nach Welschnofen:
Abfahrt in Innsbruck: Samstag, 08:00 Uhr. Ankunft Welschnofen: Samstag, 09:30 Uhr. Wenig Verkehr und was das Beste ist: kaum über den Brenner und schon reissen die Wolken auf, tiefblauer Himmel und ein lang vermisster Freund kommen zum Vorschein – die Sonne hat uns wieder.
Die Wärme tut gut auf der schon schrumplig-nassen Haut – Urlaubsfeeling kommt auf. Dank Navi ist es kein Problem das 1.910 Einwohnernest Welschnofen zu finden. Aber das wäre auch ohne elektronischen Helfer machbar gewesen, der Ort befindet sich rund 20km östlich von Bozen im hinteren Teil des Eggentales. Das Tal ist sehr eng und erhält durch die spektakulären Überhänge über der Strasse schon bald die Aufmerksamkeit die es verdient.
In Welschnofen ist auch gleich ein Parkplatz gefunden an dem wir gleichgesinnte Outdoorsportler finden, hauptsächlich aber die Sorte ohne Bike. Das Vierrad also gleich mal von den 2 Zweirädern befreit, Vorderrad aufmontiert und das Abenteuer kann beginnen.
Nach anfänglichem Orientieren finden wir auch gleich das Tourismusbüro, unseren Ausgangspunkt, und machen Richtung Welschnofen-Dorf unsere ersten Höhenmeter auf Asphalt. Nach 700 Metern wartet schon die erste Abzweigung – wir müssen Richtung Gummer, wo wir nach weiteren 1000m nach der Pension Erna rechts bergauf dem Schild „Samerweg“ folgen. Nach weiteren 700m beginnt der Spass so richtig, eine unscheinbare Abzweigung (2A folgen) bringt uns von der Strasse in den Wald. Das am Anfang noch etwas ungewohnte Terrain lässt uns aber bald begeistern. Der Waldweg ist herrlich zu fahren, extrem abwechslungsreich und führt uns über Stock, Stein und Bach. Nur selten muss ich – ungeübter Singletrailer – absteigen und auf Grund unüberwindbarer Hindernisse schieben.
Hier machen sich unsere Fullys bezahlt und werden das erste Mal so richtig geprüft. Doch mein Kumpel ist mit seinem Trek wesentlich im Vorteil, verfügt er doch über eine hydraulische Sattelstütze und anständige Downhillpedale. Meine XT-Klicker sind da nicht gerade angenehm zu fahren. Aber das trübt die Aufgabe nur wenig, ein ständiges Auf und Ab fordert uns ohne uns zu überbeanspruchen und macht viel Spaß.
Erst nach einer halben Stunde treffen wir auf die ersten Biker, der Weg ist aber permanent so gut wie leer – auf der gesamten Runde. Mal schnell noch eine Wiese gequert schon geht es wieder in einen etwas anspruchsvolleren Downhill-Bereich. Der Weg gleicht einem Bachbett, sowohl von der Enge als auch von der Nässe. Unten angekommen bemerke ich, dass ich den Routenplan verloren habe – also habe ich das zweifelhafte Vergnügen, den Trail ein weiteres Mal zu erkunden, diesmal jedoch bergauf und zu Fuß. Der Plan muss mir wohl bei meinem spektakulären Sprung über eine Stufe herausgefallen sein – die traurige Wahrheit ist vielmehr: er ist mir wohl beim Absteigen vor dem übergroßen Hindernis rausgerutscht 🙂
Der Trail hatte hier also sein Ende und weiter ging es nun durch eine Wiese mit Strasse im Stile einer alten Römerstrasse. Auch nicht ganz einfach zu fahren.
Der Schillerhof sollte der nächste Anhaltspunkt sein, von dort wurde die Tour dann sehr einfach zu fahren – einfach den Schildern zum Nigerpass folgen. Extrem unanstrengendes Cruisen durch den Wald, mal rauf, mal runter und immer wunderschöne Aussicht auf die Dolomiten.
Diese Bergformation ist so anders als das was bei uns „wächst“ und so darf sich das Auge schon mal etwas länger sattsehen. Doch leider bemerken wir auch, dass sich ein paar Wolken aus der Bergkette schleichen.
Und diese sollten immer aufdringlicher werden. Als wir den Nigerpass erreichen nehmen die Wolken schon bedrohliche Auswüchse an, wir entschliessen uns die Pause bei der Frommer Alm zu machen – eine Mittelstation des lokalen Schiliftes.
Das Essen war ok – so richtige Hüttenstimmung kommt aber nicht auf. Diese Alm ist vom Nigerpass her per Asphaltstrasse zu erreichen, es sind hier eher die motorisierten Biker beheimatet als die muskelgesteuerten Zweiräder.
Bei den letzten Schlücken unseres „Forst“ beginnt es zu tröpfeln und das sollte leider auch so bleiben. Mist – da fahren wir extra 1,5 Stunden in den Süden und der Regen hat uns wieder. Man beginnt schon an Verfolgungswahn zu leiden. Nützt nichts, das Wetter lässt uns nicht auf baldige Besserung hoffen, eher das Gegenteil ist der Fall. Also auf und sich heroisch dem Regen stellen. Unsere Route führt aber noch weiter in die Dolomiten herein, die Konsequenz ist noch mehr Regen. Die dichten MTB-Schuhe füllen sich randvoll mit Wasser, die Brille gibt nur noch stark verschwommene Bilder. Aber wir lassen uns die Laune nicht verderben. Die Strecke war traumhaft bis zum Regen, also lachen und weiter.
Der Weg führt uns weiter zum Karersee – angeblich einer der schönsten Alpenseen. Viel Zeit nehmen wir uns nicht diesen zu erkunden, aber die Farbe des Wassers war wirklich atemberaubend. Schade nur, das er in seiner Dimension eher einem Teich als einem See gleicht. Hier wäre laut Plan eine Route auf Schotter im Wald geplant gewesen. Auf Grund der Wetterlage entschliessen wir uns, der Asphaltstrasse Richtung trockenem Auto zu folgen.
Dort angekommen wird sofort die Sitzheizung aktiviert, wir sind leider nicht für schlechtes Wetter ausgerüstet und haben kein Wechselgewand dabei. Also die nassen Sachen auswringen, Schuhe und Socken ausziehen und das Rad wieder im Volvo verstauen.
Bei der Heimreise werden schon wieder neue Pläne geschmiedet, welche Routen man demnächst fahren könnte. War eine tolle Bike-Erfahrung und hoffentlich nur der Start von mehr Abenteuern.