Seit vielen Jahrzehnten ist Israel in unseren Nachrichten vertreten. Leider nicht aus einem besonders guten Grund sondern dies ist dem Konflikt im Nahen Osten geschuldet. Etliche Schlichtungsversuche und Deeskalationen haben bis heute nicht gefruchtet. Meine Bemühungen der Vergangenheit diesen Konflikt zu verstehen sind kläglich gescheitert. Mittlerweile erhebe ich aber auch nicht mehr den Anspruch dies mit meiner außenstehenden Lage tun zu müssen. Letztlich bleibt die traurige Tatsache, dass auf beiden Seiten laufend Menschen sterben und niemals ein Ende in Sicht scheint.
Doch abseits dieses grauenhaften Konfliktes gibt es auch definitiv positives über Israel zu berichten. Viele meiner Bekannten haben das Land am östlichen Mittelmeer in den letzten Jahren besucht und sind nahezu euphorisch zurückgekehrt. Dies hat zum Einen mit den kulturellen Schätzen und Sehenswürdigkeiten zu tun, aber auch mit den kulinarischen. Grund genug mich in dieses Thema einzuarbeiten. Mein Bauch wurde geweckt.
So kam es, dass ich mir bei meinem letzten Besuch im Buchhandel meines Vertrauens das Buch „Jerusalem – das Kochbuch“ von Yotam Ottolenghi und Sami Tamini * gekauft habe. Es erhebt zwar nicht den Anspruch die gesamte israelische Küche rauf und runter zu kochen, gibt aber zumindest auf 320 Seiten tolle und inspirierende Einblicke in diese Küche mit vielen Rezepten. Doch um die Küche besser zu verstehen sollte man vorher einen Blick in die bewegte Geschichte der Stadt werfen.
Das ist Jerusalem
Jerusalem ist die Hauptstadt Israels und mit rund 900.000 Einwohnern bei weitem die größte Stadt Israels. Sie ist Teil der spannungsgeladenen Beziehungen zwischen Israel und Palästina. Denn die Palästinenser beanspruchen ihrerseits Jerusalem ebenso als Hauptstadt. Die Stadt liegt zwar nicht am Meer, dennoch hatte sie immer schon eine zentrale Lage auf der Landkarte. Sie liegt strategisch sehr vorteilhaft an den Grenzen von Europa, Asien und Afrika.
Das „Who ist Who“ ihrer Zeit haben sich hier getummelt. So erhob König David Jerusalem um 1000 v. Chr. zu seiner Hauptstadt, sein Sohn König Salomon lies hier seinen legendären Tempel errichten. Vom babylonischen König Nebukadnezar niedergebrannt, wurde es 200 Jahre später vom Griechen Alexander dem Großen erobert. Ihm folgten die Römer und was in dieser Zeit passiert ist, sollte jedem Christen bekannt sein. Jesus hat hier gewirkt und ist hier auferstanden. In der römischen Besetzung wurden zudem alle Juden aus der Stadt vertrieben.
Bewegte Geschichte
Sieben Jahrhunderte später ist der Islam entstanden und seit diesem Zeitpunkt erheben auch die Muslime Anspruch auf Jerusalem, von hier soll ebenfalls der Prophet Mohammed in den Himmel aufgefahren sein. Seine Nachfolger eroberten die Stadt und so war Jerusalem ein Jahrtausend unter muslimischer Herrschaft. Allerdings mit rund 100 Jahren Unterbrechung auf Grund der christlichen Kreuzzüge. Die Muslime waren wesentlich toleranter als die Christen was die Ausübung fremder Religionen betraf und so durften sich Juden wieder ansiedeln. Im ersten Weltkrieg eroberten die Briten schließlich die Stadt und erweckten Jerusalem zu neuem Leben. Nachdem die Palästinenser begannen Anspruch auf die Stadt und eine eigene Nation zu erheben, wurde Jerusalem 1947 von den Vereinten Nationen in einen Westteil (Israel) und einen Ostteil (hauptsächlich Araber unter jordanischer Kontrolle) geteilt. Bis dann 1967 im Krieg ganz Jerusalem an Israel fiel. Und da sind wir heute und einem mächtigen Konflikt. Kaum ein Wunder bei all diesen Ereignissen auf Weltformat.
Kein Wunder als, dass die kulinarische Vielfalt der Stadt außerordentlich ist. Die beiden Autoren von „Jerusalem – Das Kochbuch *“ wurden in Jerusalem geboren, Sami Tamini im muslimischen Ostteil, Yotam Ottolenghi im jüdischen Westteil. Heute sind sie gute Freunde und Geschäftspartner. Und vor allem sind beide mittlerweile Spitzenköche in London. Schön für uns, dass sie uns An ihrer kulinarischen Erinnerung teilhaben lassen.
Jerusalem – Das Kochbuch *
Was erwartet uns in diesem Kochbuch? Was wird in Jerusalem gekocht? Die Küche in diesem Kochbuch erinnert an die mediterrane Küche. Kein Wunder, Israel befindet sich ja auch am Mittelmeer. Es gibt hier viel mit Gemüse, mit Couscous, Hülsenfrüchten und Lamm. Allerlei Gefülltes, pikantes Gebäck sowie süßes und Desserts. Ebenso findet man hier 9 Fischrezepte. Das ist für diese Region relativ ungewöhnlich da Jerusalem keinen Zugang zu nennenswerten Gewässern hat.
Das Kochbuch hat nicht den Anspruch alle israelischen Klassiker zu beherbergen, dennoch findet man hier Gerichte wie:
- Baba Ghannoush, DER Auberginendip
- Fattoush, ein Salat, der unverzichtbar als Beilage zu vielen Gerichten gereicht wird
- A’ja, sogenannte Brotfikadellen
- Shakshuka, ein eigentlich tunesisches Pfannengericht mit hauptsäcchlich Tomaten und Ei
- Tabbouleh, einem Bulgursalat mit Petersilie und Minze
- Sabih, ein Salat aus Auberginen, Brot, Tomate, Gurke und einer fruchtigen Sauce
- Latkes, eine Art Kartoffelpuffer
- Falafel, die Bällchen aus Kirchererbsen
- Balilah, ein Imbiss aus Kirchererbsen und mit Kreuzkümmel aromatisiert
- Hummus in diversen Ausführungen
- Mejadra, ein Pfannengericht aus Linsen und Zwiebel
- Maqluba, ein Reisgericht mit Auberginen, Blumenkohl, Tomaten und Huhn
- Kibbeh, eine Art Kuchen mit Bulgur, Hackfleisch und Gewürzen
- Kofta, unseren Fleischbällchen nicht unähnlich aber natürlich ganz anders gewürzt
- Shawarma, könnte man mit einem Wrap vergleichen, nur auch bei uns seit Ironman in aller Munde
- Sfiha, pizzaähnliches Gebäck mit Lammhackfleisch
- Ka’ach Bilmalch, einem runden Gebäck, optisch den Donuts ähnlich
- …
Das Buch ist mit sehr ansprechenden Fotos garniert, die Rezepte sehr einfach gehalten. Selbst bei den Zutaten hätte ich mir mehr Hindernisse erwartet. So gibt es natürlich die ein oder andere Besonderheit (z.B. Arak, einem Anisschnaps) aber sofern man über einen sehr ausgewählten Gewürzschrank, über Auberginen, Tomaten und Zitrusfrüchten verfügt kommt man hier schon recht weit.
Mein Fazit:
„Jerusalem – Das Kochbuch*“ ist ein tolles Kochbuch, das nicht nur durch seine kulinarischen Highlights gut in meinen Bücherschrank passt. Es nimmt einen auf eine persönliche Reise der beiden Autoren nach Israel mit, die viel mit Toleranz und Offenheit zu tun hat. Eine wünschenswerte Grundstimmung in einer derart erhitzten Region. Ich kann hier auf jeden Fall eine Kaufempfehlung ausgeben und bin sicher es wird nur mich in seinen Bann ziehen.
1 Kommentar
[…] ist wieder mal Zeit euch zu belohnen. Ich habe vor einiger Zeit das Kochbuch „Jerusalem – das Kochbuch“ beschrieben. Ein wirklich tolles Kochbuch mit vielen leckeren Rezepten. Doch jetzt seit ihr dran. […]